Stiftungsfond Flugzeug von Metoděj Vlach

Stiftungsfond Flugzeug von Metoděj Vlach

Fliegen in Mladá Boleslav


Als im Jahr 1912 ein gewisser Metoděj Vlach in Mladá Boleslav mit seinem Eindecker zum ersten Mal abhob, war sich der historischen Bedeutung dieses Augenblicks kaum jemand bewusst. Vlach war der erste Tscheche, der ein von einem Automobilmotor angetriebenes Flugzeug entwickelte, baute und sogar selbst flog.

 

images/stories/03-22-12-10-10-20-vlach_ze_zadu_s_pilotyjpg.jpg
Es war auch in Mladá Boleslav die Zeit der Flugpioniere. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts hatte Ing. Otto Hieronymus, Auto-Rennfahrer und Chef-Konstrukteur der Firma Laurin & Klement, erste eigene Flugübungen absolviert. Metoděj Vlach unterstützte ihn übrigens bei Autorennen als Mechaniker. Hieronymus hatte sein Flugzeug - eine französische Blériot - gekauft und in diese den selbst konstruierten Motor HIERO eingebaut. Dieser Motor war der erste Flugzeugmotor im damaligen Österreich-Ungarn und wurde später in Wien als Serienmotor produziert.

Hieronymus und Vlach legten in dieser Zeit den Grundstein für den Flugsport in Mladá Boleslav. Nach dem ersten Weltkrieg produzierte dann die Firma Laurin und Klement die Lizenzflugzeugmotoren Lorraine-Dietrich und Hispano-Suiza, mit denen in der Nachkriegszeit beinahe alle tschechoslowakischen Militärflugzeuge angetrieben wurden.

Der im Jahr 2001 gegründete Stiftungsfonds „Flugzeug von Metoděj Vlach" hat sich die Erinnerung an die Historie der Luftfahrt in Mladá Boleslav zur Aufgabe gemacht. Bereits im Juni 2002 stellte der Fonds den neuen Nachbau des Flugzeugs von Vlach beim Historischen Flugtag der Öffentlichkeit vor. Der Aeroklub Mladá Boleslav stellte dafür großzügigerweise Platz in der vereinseigenen Flugzeughalle zur Verfügung.

 

images/stories/03-22-12-10-11-12-076letecky_den_mb_120604jpg.JPG
Heute nennt der Stiftungsfonds bereits neun Nachbauten historischer Flugzeuge sein eigen. Neben dem Flugzeug von Metoděj Vlach sind dies aus der Pionierzeit: das deutsche Flugzeug Grade von 1909, drei deutsche Flugzeuge aus dem ersten Weltkrieg, der englische Sopwith Pup, die französische Nieuport 12 und die deutsche Pfalz E1; aus der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen stammen die amerikanische Aeronca, der tschechoslowakische Racek PB6, die amerikanische Piper L4 und eine Fieseler Stroch aus dem 2. Weltkrieg.

Diese sogenannten „Nachbauten in der Kategorie UL-Flugzeuge" werden nach den Regeln der Vereinigung der Flugamateure in der Tschechischen Republik gebaut. Den Vorgaben zufolge darf die Maschine in der Doppelsitz-Ausführung ein Startgewicht von 450 kg nicht überschreiten und muss die LAA Bauvorschriften einschließlich Bauaufsicht erfüllen. Kunstflüge sind mit den Nachbauen verboten. Falls das Original ausreichend klein und leicht war, erfolgt der Nachbau im Maßstab 1: 1 zum Original. Bei größeren Original-Maschinen wird der Nachbau oft bis auf 80 Prozent Originalgröße reduziert.

Die Geschwindigkeit der Flugzeuge liegt bei ca. 100 km/h. Die Landegeschwindigkeit beträgt ca. 65 km/h. Als Motoren kommen meist umgebaute Automobilmotoren (Favorit, VW, Subaru) oder Motoren für UL-Flugzeuge (meistens Typ Rotax) zum Einsatz. In Ausnahmen werden auch historische Original-Flugzeugmotoren eingebaut, z.B. ein Continental A 65.

Die Farbe der Nachbauten ist originalgetreu, so dass Original und Nachbauten auf den ersten Blick meist kaum zu unterscheiden sind. Die Flugzeuge sind aus Holz (ähnlich wie beim Original) oder aus Metall (zusammengenietet aus Duralrohren) gebaut und mit einem klassischen oder synthetischen Leinenstoff bezogen. Der Bau eines Nachbaus unterliegt einer Aufsicht. Für den Bau müssen entsprechende Berechnungen vorgelegt werden. Ist das Flugzeug fertiggestellt, wird die gesamte Konstruktion einer Belastungsprobe unterzogen. Dabei muss der Nachbau dem Vierfachen der normalen Belastung beim Fliegen standhalten. Bei erfolgreichem Test und erfolgten Pflichtflügen mit einem Testpiloten erhält der Nachbau die Zulassung und kann anschließend mit offziellem Siegel abheben.

12 Piloten - sie gehören dem Stiftungsfonds an - fliegen und warten die Maschinen. Sie gewährleisten unter der Aufsicht eines LAA-Technikers zudem den Erhalt eines einwandfreien technischen Zustands. Dabei steht nicht nur die regelmäßige Routine-Wartung an, sondern auch die Rekonstruktion neu erworbener Nachbauten. Alle diese Menschen verbindet die Liebe zur Fliegerei und das Interesse an historischen Flugzeugen. Der faszinierende Flug im Nachbau ist für die Piloten des Stiftungsfonds der Lohn für viele Stunden Vorbereitung.